Wenn du als Elternberaterin (Trageberaterin, Stoffwindelberaterin, Elterncoach, Stillberaterin, Babykurs-Leiterin o.ä.) tätig bist, hast du dich bestimmt schon gefragt, wie viel deines Wissens du kostenlos herausgeben solltest. Die Balance zwischen hilfreichem Content und der Monetarisierung deines Wissens kann herausfordernd sein. In diesem Blogpost werde ich diese Frage beleuchten und dir zeigen, warum es wichtig ist, bewusst und strategisch mit deinem Wissen umzugehen.
Lieber die ausführliche Podcastfolge dazu anhören?
Der Mythos „Alles Wissen muss verkauft werden“
Viele Beraterinnen denken, dass sie möglichst wenig preisgeben sollten, um ihr Wissen nicht „zu verramschen“. Denn wenn alles kostenlos ist, warum sollte dich jemand buchen, oder? Doch diese Denkweise kann kontraproduktiv sein. Stell dir vor, du gehst auf eine Website und erfährst nur, dass eine Trageberatung 80 € kostet, aber nicht, was dich erwartet. Würdest du buchen? Wahrscheinlich nicht.
Das war genau meine Erfahrung als frischgebackene Mama. Die Angebote der Trageberaterinnen schienen mir undurchsichtig, und ich konnte den Mehrwert nicht erkennen. Ein bisschen Hintergrundwissen hätte mir damals geholfen, den Nutzen der Beratung zu verstehen und Vertrauen aufzubauen.
Eltern verstehen nicht, was du anbietes
Einer der größten Hürden in der Elternberatung ist, dass Eltern oft nicht genau wissen, was wir tun. Während bei Hebammen klar ist, dass sie rund um Geburt und Wochenbett unterstützen, haben viele Eltern keine klare Vorstellung von der Arbeit einer Trageberaterin, Stoffwindelberaterin oder Erziehungsberaterin. Deine Aufgabe ist es also, ihnen zu erklären, was du machst – und warum sie es brauchen.
Kostenloses Wissen als Vertrauenstool
Kostenloses Wissen, zum Beispiel in Form von Blogartikeln oder Social-Media-Posts, kann der erste Schritt sein, um dieses Verständnis zu schaffen. Du gibst den Eltern einen kleinen Einblick in deine Arbeit, zeigst ihnen, dass du weißt, wovon du sprichst, und baust Vertrauen auf. Doch wie weit solltest du gehen?
Hier ist ein hilfreiches Konzept: Gib das „Was“ und das „Warum“ preis, aber nicht das „Wie“. Das bedeutet, dass du den Eltern erklärst, was du machst und warum es hilfreich ist, aber die konkrete Umsetzung, also das „Wie“, bleibt deinen zahlenden Kund:innen vorbehalten.
Wissen als „Appetithäppchen“
Wenn du zum Beispiel einen Blogartikel darüber schreibst, warum eine gute Tragehilfe so wichtig ist, hilfst du den Eltern zu verstehen, dass sie nicht einfach irgendein Tragesystem aus dem Internet kaufen sollten. Sie erkennen, dass sie eine individuelle Beratung brauchen, um das beste System für sich und ihr Baby zu finden. Aber wie man das Tragesystem genau anlegt, bleibt Teil deiner bezahlten Beratung.
Dieses Konzept ist wie ein Filmtrailer: Du zeigst eine kleine Vorschau, machst neugierig, aber das vollständige Erlebnis gibt es erst im Kinosaal – oder in deinem Beratungsraum.
Der psychologische Effekt der Gegenseitigkeit
Ein weiterer wichtiger Grund, warum es sich lohnt, kostenloses Wissen zu teilen, ist der sogenannte Reziprozitäts-Effekt. Wenn du den Eltern etwas gibst – sei es in Form eines hilfreichen Blogposts oder eines kurzen Videos –, fühlen sie sich oft verpflichtet, etwas zurückzugeben. In deinem Fall kann das bedeuten, dass sie eher bereit sind, deine Dienstleistungen zu buchen.
Aber Achtung: Kostenloser Content bedeutet nicht, dass du keine wertvollen Inhalte liefern solltest. Wenn dein kostenloses Wissen lieblos und schlecht aufbereitet ist, sendet das die falschen Signale. Es muss Hand und Fuß haben und den Eltern einen echten Mehrwert bieten, ohne jedoch zu viel zu verraten.
Wo liegt die Grenze?
Natürlich gibt es eine Grenze. Es ist wichtig, dass du nicht alles kostenlos rausgibst, sonst sehen die Eltern keinen Grund mehr, dich zu buchen. Wenn du zu viele Details teilst, könnte es passieren, dass die Eltern denken: „Ach, das kriege ich auch alleine hin.“ Aber wenn du zu wenig teilst, springen sie vielleicht ab, weil sie den Nutzen deiner Beratung nicht erkennen. Die Kunst liegt also darin, ein gesundes Gleichgewicht zu finden.
Zudem solltest du darauf achten, dass dein Wissen nicht überfordert. Wenn du den Eltern zu viel auf einmal gibst, fühlen sie sich schnell überfordert und verlieren den Überblick.
Vertrauen aufbauen, aber nicht alles verschenken
Am Ende geht es darum, Vertrauen aufzubauen und Eltern zu zeigen, dass du die Expertin bist, die sie brauchen. Aber die konkrete Umsetzung, die individuelle Beratung, bleibt dein wertvollstes Gut, für das du bezahlt wirst. Denke daran: Kostenloses Wissen ist wie ein Trailer. Es weckt das Interesse der Eltern, aber das vollständige „Wie“ bleibt Teil deiner kostenpflichtigen Angebote.
Wenn du diese Balance findest und kommunizierst, wirst du nicht nur als Expertin wahrgenommen, sondern auch eine treue Kundschaft aufbauen, die bereit ist, in deine wertvolle Arbeit zu investieren.